Wie viele von euch wissen, habe ich im Bachelor Textil- & Bekleidungstechnik studiert. Dabei habe ich nicht nur meine wundervolle Co-Bloggerin Maren kennengelernt, sondern auch die ein oder andere enge Freundschaft geknüpft. Dass dieser kreative Studiengang natürlich auch einige große Talente hervorbringt, dürfte sicherlich auch nicht ganz abwegig sein. So möchte ich euch heute nicht nur eine meiner liebsten Freundinnen Jennifer, sondern auch ihr ganz junges & frisches Label Jestil vorstellen. Jestil ist eine Mischung aus ihrem Namen Jenny und Stil, Jenny mit Stil sozusagen und das stellt sie auch ohne Frage unter Beweis.
Ich persönlich finde es immer interessant etwas von der Person hinter dem Label zu erfahren, gerade in Zeiten, wo es immer seltener wird, dass ein Kleidungsstück noch vom Designer selbst produziert wird. Deshalb habe ich mit Jenny ein Käffchen getrunken und ihr ein paar Fragen zu ihrem Label gestellt.
Interview mit Jestil
1) Du produzierst mit deinem Label Jestil eigentlich Kleidungsstücke, die du allesamt genauso tragen würdest. Wie fühlt es sich an, dass plötzlich so viele Mädels so aussehen möchten wie du?
Das ist für mich noch total unreal und so als ob ein Traum wahr werden würde. Ich glaube für Jeden, der Kleidung herstellt oder designed, ist es das Schönste wenn man freudestrahlende Mädchen oder Frauen sieht, die die eigene Kleidung tragen. Ich freue mich schon darauf, eines Tages auf der Straße, beim Einkaufen oder Shoppen, jemanden in meinen Klamotten zu sehen. Ich glaube dann flippe ich richtig aus.
2) Jestil wird ausschließlich online vertrieben. Wie oft kannst du deine Ware aktualisieren und wie schnell muss man als Kunde sein, ein Teil davon abzubekommen?
Das ist immer schwierig zu sagen. Es kommt darauf an, wie aufwändig die neuen Teile zu verarbeiten sind. Ich versuche aber alle zwei bis drei Wochen neue Ware im Shop anzubieten. Mit dem Nachproduzieren von Stücken die besonders gut ankommen, tue ich mich im Moment noch sehr schwer. Ich kaufe die Meterware oft direkt auf und es gibt dann keine Möglichkeit die Stoffe nachzubestellen. Daran arbeite ich aber gerade. Ich stehe ja noch am Anfang und lerne jeden Tag dazu. Um ein Teil von Jestil zu bekommen muss man leider wirklich schnell sein, da sich schon eine kleine Fanbase aufgebaut hat, die pünktlich vor dem Laptop hängt, wenn ich den Shop um 21 Uhr neu auffülle und ihre Lieblingsteile bestellt. Sowas ist für mich immer noch total verrückt, denn jedes Mal hoffe ich, dass alle produzierten Teile weggehen, denn ich stecke im Vorfeld mein privates Geld in alle Stoffe und Zutaten. Zehn Minuten später legt sich die Angst aber jedes Mal, da im Minutentakt neue Bestellungen eingehen.
3) Du hast nicht nur Produktentwicklung studiert, sondern auch schon vorher an der Nähmaschine gesessen. Wie kam es zu dieser Leidenschaft?
Die kam schon sehr früh. Mit vier oder fünf Jahren wusste ich, dass ich was mit Mode machen werde. Damals wollte ich aber wie meine Oma werden, die als Schneiderin gearbeitet hat. Ich war einfach fasziniert von Stoffen und der Nähmaschine. So kam ich wohl zur Mode, also habe ich nach meinem Realschulabschluss eine Ausbildung zur Schneiderin gemacht, um das Handwerk zu erlernen. Danach wurde das Fachabitur nachgeholt, um an einer Hochschule studieren zu dürfen. Und jetzt bin ich hier und wage den Schritt zum eigenen Modelabel.
4) Neben dem Zunähen sind noch viele weitere Produktionsschritte nötig. Wie sieht eine Jestil Produktion aus und welchen Teil davon magst du am Liebsten?
Richtig los geht es eigentlich mit der Idee. Entweder lasse ich mich von Zeitschriften, Stores und Blogs inspirieren oder die Idee kommt wenn ich den Stoff vor mir liegen sehe. Der Stoffeinkauf ist der wichtigste Schritt, denn der entscheidet wie das Endprodukt aussehen wird. Ich liebe es in den Stofflagern alle Stoffe anzufassen und mit den Lieferanten zu verhandeln. Dann kommen wohl die anstrengendsten Parts: zuschneiden, zuschneiden, zuschneiden und nähen, tagelang. Das alles lohnt sich aber wenn es endlich dazu kommt, die neuen Stücke zu fotografieren, im Onlineshop hochzuladen und die Produktbeschreibungen hinzuzufügen.
5) Verrätst du uns und den Puppenzirkus Lesern und Leserinnen wie dein typischer Arbeitstag aussieht?
Mein Arbeitstag beginnt um 9 Uhr mit einer großen Tasse Kaffee vor dem Laptop. Ich checke neue Bestellungen im Onlineshop, beantworte Emails und überprüfe welche Überweisungen eingegangen sind. Anschließend werden die Bestellungen verpackt und versandfertig gemacht. Da ich ja nicht nur meinen Shop sondern auch einen Blog habe, arbeite ich dann meist 1-2 Stunden an neuen Posts oder bearbeite Fotos. Danach wird aber weiter zugeschnitten und genäht, zwischendurch natürlich Insta und Facebook mit neuen Bildchen und Infos auf dem Laufenden gehalten. Gearbeitet wird meist bis 16-17 Uhr und dann ist das Privatleben wichtiger.
6) Made in Germany schreiben sich viele Labels auf die Stirn, doch nur wenige davon können das eigentlich mit voller Überzeugung sein. Wie schwer ist es, jedes Teil von Hand zu fertigen?
Es geht eigentlich. Das Problem ist einfach, dass die Löhne für eine Schneider oder Schneiderin bezahlt werden müssen und diese sind im Ausland einfach deutlich niedriger. Gelernt ist gelernt und eine deutsche Schneiderin ist wohl genauso gut oder talentiert wie eine aus Bangladesch oder China. Ich finde es sogar sehr schade, dass das Handwerk nicht mehr so gefragt ist und kaum noch jemand Schneider ausbildet. Daher ist es wohl auch einer meiner größten Träume, irgendwann die Möglichkeit zu haben selbst auszubilden und dieses so wundervolle Handwerk zu erhalten.
7) Ein eigenes Label ist ein Traum vieler junger Mädels. Du hast den Schritt bereits gewagt und angefangen dich neben dem Studium selbstständig zu machen. Wie geht es nach dem Bachelorzeugnis für dich weiter?
Ich werde meinen Traum selbst in die Hand nehmen und den Schritt wagen, mich selbstständig zu machen. Ich würde gerne eine Schneiderin einstellen und somit größere Stückzahlen anfertigen, um der großen Nachfrage gerecht zu werden. Des Weiteren werde ich wohl einen größeren Raum anmieten, um mehr Platz für Stoffe und den Zuschnitt zu haben, denn im Moment gleicht unsere Wohnung einem Stoff- und Kartonlager.
8) Das Beste zum Schluss: auf welche Stoffe und Trendteile dürfen wir uns im Frühjahr/Sommer 2015 freuen?
Fließende Schnitte und Stoffe und nichts eingeengtes oder zu steifes. Midi- und Maxiröcke aus seidenähnlichen Stoffen stehen auf meiner ToDo-Liste gerade ganz weit oben. Dünnere Cardigans und Kimonos wird es weiterhin geben, aber natürlich auf die wärmeren Temperaturen abgestimmt. Pastell- und Erdtöne werden wohl die größte Rolle spielen, was die Farbpalette angeht. Wenn sich spontan neue Trends ergeben, werden diese in die Kollektionen aber sicherlich mit einfließen.
Vielen Dank für das Interview! Wir wünschen dir ganz viel Erfolg und natürlich jede Menge weiterer kreativer Ideen!
Ich denke und hoffe, dass der ein oder andere von euch jetzt sicherlich neugierig geworden ist! Wir können auch Jestil jedenfalls nur ans Herz legen, denn wir besitzen selbst auch schon zwei Teile, von denen wir regelrecht begeistert sind. Wir wären natürlich nicht eure Puppenzirkus-Girls, wenn ihr hier nicht auch aus erster Hand erfahren würdet, wann es wieder neue Stücke im Jestil-Shop gibt! Diesen Sonntag, den 08. März und damit pünktlich zum Frauentag könnt ihr ab 18 Uhr wieder neue Ware shoppen!
Währenddessen könnt ihr Jenny aber natürlich auch schon bei Instagram, Facebook, ihrem Blog oder ihrem Shop Jestil besuchen!
EN: Today I would like to present you a new and young label called jestil. I actually studied with the girl behind the label and I am really proud of her! Just take a second and visit her lovely shop. I am sure you will love her too!
Jennifer Schleich
Ohhhh das ist ganz ganz toll geworden <3
Ich fühle mich geschmeichelt ihr Lieben.
Liebste Güße und Kuss Jenny