Lang ersehnt ist für mich der heutige Tag. Denn dieser ist der Erste an dem ich mal wieder so richtig durchatmen kann und ein paar Minuten für mich habe. Die Sonne ist längst hinter dem Schloss untergangen und ich sitze bei einer Tasse Tee und Kerzenschein gemütlich mit meinem Laptop auf der Couch. Wie ich das vermisst habe!
Heute ist der Umzug schon fast sechs Wochen her, doch ich muss ehrlich sein. Er hängt mir immer noch etwas nach. Erst vergangene Woche wurden die vorerst letzten Möbel gerückt und schließlich auch die verbliebenen Umzugskartons beseitigt. Aber ich möchte von vorne starten, denn mein letzter Beitrag zu meiner Homestory liegt zugegebenermaßen schon ein wenig zurück.
Es ist Ende September, obwohl es sich wie Hochsommer anfühlt. In unserer Wohnung wird es langsam leer. Die ersten Kartons sind gepackt und unser Hab und Gut scheint schier endlos zu sein. Ich kann es noch gar nicht richtig glauben, dass ich schon in ein paar Tagen nicht mehr dort sein werde, wo ich die letzten vier Jahre meines Lebens verbracht habe. Doch ich erinnere mich wieder an den immer näher rückenden Umzugstag und muss schließlich klein bei geben. Der nächste Karton wird gefaltet und befüllt.
Je näher der Umzug also rückt, desto kürzer werden die Tage und desto höher der Stresspegel. Es muss organsiert, geplant, gepackt, gerückt, überlegt und wieder organsiert werden. Den Umzug planen wir selbst, denn bei Studis wird das Geld lieber in nötige Möbel statt in Umzugsunternehmen investiert. Erst recht bei einem fünfhundert Kilometer Umzug. So wurde also der größte Transporter geordert, den man mit dem normalen Führerschein fahren kann und alle Freunde und Familienmitglieder mobilisiert.
Morgens um sechs Uhr klingelt der Wecker in der Seidenstadt dann zum letzten Mal. Nach einem schnellen Kaffee führt der Weg zum Transportunternehmen. Beim Beladen fühlen wir uns wie bei Tetris. Kein Quadratmeter ist mehr frei als wir die Laderampe schließen und unseren Weg in die neue Heimat antreten. Nach mehreren Stunden Autofahrt werden unsere Sachen ruck zuck entladen. Bis auf das Aufstellen der Matratze schaffen wir an diesem Abend aber nichts mehr.
Jetzt beginnt eigentlich das größte Chaos. Möbel müssen aufgebaut und etwa 35 Kartons ausgepackt werden. Zum Glück ist die neue Wohnung schon renoviert, sodass wir direkt mit dem Einzug loslegen können. Nichtsdestotrotz, wer wie ich zwei Tage nach dem Umzug schon den ersten Unitag hat oder vielleicht mit dem neuen Job startet, hat einiges zu tun und dementsprechend ein paar Wochen mit der neuen Wohnung zu tun.
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Ein viel größeres Problem stellt zudem der Anschluss in der neuen Wohnung dar. Zunächst einmal ohne Internet auskommen? Schrecklich, aber machbar. Wir leben jetzt jedoch schon seit eineinhalb Monaten ohne Netz! Anschlusszeiten von vier Wochen sind in dieser Region normal, denn die Telekom hat sich hier so monopolistisch ausgebreitet, dass uns keine andere Wahl bleibt, als stillschweigend dabei zuzusehen. Nachdem dann allerdings, ohne uns Bescheid zu geben und aus unerfindlichen Gründen, der Auftrag storniert wurde, wobei wir schon zwei Wochen gewartet hatten, riss bei mir dann wirklich die Geduldsschnur. Es wurde sich dabei weder entschuldigt, noch uns angeboten sich schneller um unseren Anschluss zu kümmern. Einzige Reaktion war der neue Vertrag der uns angeboten wurde, Wartezeit erneute vier Woche. Recherche ist ohne funktionierendes Netz und schlechten Handyempfang nicht sehr einfach, aber mit viel Geduld wechselten wir so zumindest doch den Anbieter. Dieser darf sich zwar auch nur mit der Telekom-Leitung begnügen, aber trägt zumindest nicht mehr dessen Namen.
Wer meine bisherigen Artikel zu der Reihe schon gelesen hat, weiß dass ich nun ironischerweise Online-Kommunikation studiere und ich kann euch sagen: Ich habe keine Ahnung wie ich die Zeit bisher überbrückt habe. Ich hangele mich eigentlich von Internetstick zu Internetstick und jedes WLAN-Zeichen in meiner Nähe bringt höchste Glückseligkeit für mich.
Obwohl der Start mit Sicherheit nicht ganz optimal verlief und ich vor lauter To-Do’s gerade nicht weiß wohin mit mir. Ich bin glücklich. Wir sind glücklich. In einer neuen Umgebung mit Nähe zu alten Freunden und der Familie, mit einer wunderschönen Wohnung, der wir in den nächsten Wochen noch den Feinschliff geben. Mit wunderbaren und interessanten neuen Menschen in meiner Umgebung, tollen Projekten im Studium und einem Zuhause direkt an der Saale, bei dem ich der Sonne dabei zusehen kann, wie sie über dem Wasser auf und hinter dem Schloss untergeht. Novembernebel und Laubschönheiten inklusive.
I am coming home, I am coming home. Tell the world I am coming home. I am home.
In den nächsten Ausgaben meiner Homestory gibt’s dann übrigens 10 Tipps für den Umzug und die ersten Impressionen der neuen Wohnung. Schon neugierig?
Hier findet ihr alle Berichte der Homestory:
Homestory: Let’s Go, See the World
Homestory #2: It’s going to be serious
Homestory #3: Louis Ghost Chair
Homestory #4: Clean up your life
Homestory #5: Coming Home
Homestory #6: Living Room – Step 1