Kleidung aus Baumwolle
„Wo kommt eigentlich unsere Kleidung her?“ Eine Frage mit der sich in Deutschland mittlerweile fast jeder schon einmal befasst hat. Nachdem im letzten Jahr die große „Ragna Plaza“ Tragödie in einer Näherei in Bangladesh geschah und die Medien erstmals zu einem etwas intensiveren Blick in die südöstlichen Länder bewegte, wurde in diesem Jahr weltweit der Fashion Revolution Day gefeiert, über den wir hier auch berichteten.
Als studierte Bekleidungstechnikerin bin ich natürlich froh, wenn ein Thema mehr Aufmerksamkeit bekommt, mit dem der Mensch eigentlich sowieso jeden Tag in Berührung kommt. Doch ich bin noch längst nicht zufrieden. Denn entgegen vielleicht vieler Gedankengänge fängt die Produktion schließlich nicht erst dort an. Die Textile Kette hat ihren Ursprung ganz woanders – in den Rohstoffen, aus denen die Stoffe produziert werden. Zu großen Teilen beginnt sie auf den Baumwollfeldern, zumindest wenn wir von der Naturfaser reden.
Cotton USA: Baumwolle aus den USA
Neben den Weltmarktführern China und Indien im Bereich der Baumwollproduktion steht die USA mit Cotton (engl. für Baumwolle) USA an dritter Stelle. Während in Indien und China vom Kleinkind zur Großmutter jeder an der äußerst anstrengenden Baumwollernte beteiligt ist, die Transparenz für die Unternehmen fehlt und demzufolge das Preisniveau vergleichsweise niedrig ist, schreibt Cotton USA es sich auf die Stirn, Transparenz, Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung zu zeigen. Genau auf dieses Thema möchte ich heute näher eingehen und vielleicht eine kleine Diskussion anregen, um unterschiedliche Gesichtspunkte zu beleuchten.
Die USA, vor allem die Südstaaten, sind kein unbeschriebenes Blatt, wenn man an Themen wie Menschenwürde und Sklaverei denkt. Jahrelang prägte die Klassengesellschaft die Felder der Vereinigten Staaten und kostete viele Tränen und schreckliche Schicksale. Nichtsdestotrotz gehört dieser Zustand – einiger mutiger Aufständischer sei Dank – nun der Vergangenheit an. Cotton USA möchte die Qualität der Baumwolle in ihren Anbaugebieten steigern und sich dabei ökologisch, gesundheitsfreundlich und sozial agieren. Auch die Ansprüche und Wünsche der Konsumenten ändern sich. Ein weiterer Grund auf fair produzierte Baumwolle umzurüsten.
Sehr interessant ist übrigens auch, dass Baumwolle in den Vereinigten Staaten als Lebensmittel eingestuft ist und demnach unter strengen Auflagen und Kontrollen liegt. Der Grund dafür ist, dass man aus Baumwolle längst nicht mehr nur Kleidung herstellt, sondern mittlerweile auch verschiedene Salat- und Kochöle, teilweise sogar Tiernahrung. Derzeit wird zudem an dem sogenannten Ultra-Low Gossypol Cotton geforscht, dass es vielleicht sogar möglich machen wird, Baumwollsamen für den direkten menschlichen Verzehr vorzubereiten und so als eine weitere wichtige Proteinquelle für den Menschen brauchbar zu machen.
Ich finde die Bemühungen der US-Baumwolle sehr ambitioniert und ich hoffe, dass mehr Unternehmen sich Gedanken über Transparenz, Nachhaltigkeit und soziale Bedingungen machen. Momentan macht laut Allen A. Terhaar, Senior Advisor Cotton Council International, zertifizierte organische Baumwolle weniger als fünf Prozent der weltweiten Baumwollproduktion aus.
Eine Zahl die sich ändern muss und die sich ändern kann.
Was sagt ihr zu den Bemühungen von Cotton USA? Ich freue mich auf eure Meinungen!
Dieser Artikel entstand in freundlicher Zusammenarbeit mit Cotton USA.