Ich habe vor vielen Dingen Angst. Angst vor der Höhe und vor Geschwindigkeit. Angst davor, dass meinen Liebsten etwas zustößt. Angst, fremde Menschen anzusprechen. Und manchmal auch davor, meine Meinung zu sagen. Angst davor, negativ aufzufallen oder anzuecken. Angst vor Spinnen, vor Bienen oder unberechenbaren Menschen. Ich habe Angst im Dunkeln, vorm Fliegen, Angst vor Achterbahnen und davor, dass das Leben endet.
Irgendwann habe ich verstanden, dass Angst mich einengt.
Was mir heute oft niemand glaubt, ist, dass ich früher unglaublich schüchtern war. Und das hat mich genervt. Es stand mir im Weg, kollidierte mit meinen Zielen und war unnütz. Also habe ich angefangen an mir zu arbeiten und die Angst verdrängt, mit neuen Menschen ins Gespräch zu kommen. Nachdem ich einmal tief ins kalte Wasser sprang, fing ich an, mir nach und nach Aufgaben zu stellen. Ich entwickelte mich, machte Fortschritte und von genau dieser einnehmenden Angst, ist heute kaum noch etwas zu spüren. Und trotzdem warten auch zehn Jahre später manchmal neue Aufgaben auf mich. Zum Glück nimmt man diese jedoch nicht mehr äußerlich war.
Ein paar Jahre später erst, verstand ich, weshalb es eigentlich so wichtig ist, sich seinen Ängsten zu stellen.
Angst engt ein. Angst behindert. Angst nimmt dir die Möglichkeit, glücklich zu sein.
Ich habe verstanden, dass Angst, die einzige Sache ist, die uns daran hindert glücklich zu sein.
Habt ihr euch mal überlegt, wovon eure Träume handeln, die ihr dann doch nie umsetzt? Ihr träumt von einer Weltreise, doch habt Angst vor den Entscheidungen. Ihr würdet gerne einen neuen Beruf lernen, doch habt Angst, dass es vielleicht zu spät ist. Ihr würdet gerne Paris von oben sehen, doch die Höhenangst lässt euch nicht den Eiffelturm besteigen.
Die Liste könnte ich endlos lang so weiterführen. Jeder hat gewisse Dinge vor denen er Angst hat und das ist auch vollkommen normal und in Ordnung, um nicht ohne Sinn und Verstand, Entscheidungen zu treffen. Manchmal ist die Angst auch ganz harmlos. Angst vor Bienen zum Beispiel. Sie ist da, aber bringt mich nicht aus dem Konzept. Sie lässt mich vielleicht einmal lächerlich am Tisch hochschrecken, aber sie stört nicht weiter.
[blockquote]“You can choose to live in the front row or the third.“[/blockquote]
Anders verhält es sich jedoch mit einschränkenden Ängsten. Ich habe zum Beispiel Höhenangst. Schon immer. Trotzdem sagen ich zu hohen Dingen nicht nein, sondern sehe sie als Herausforderung. Ich hatte furchtbare Angst davor, vom 3 Meter Brett im Schwimmbad zu springen. Am Ende machte ich sogar einen Kopfsprung vom 5 Meter Brett. Ich hatte wahnsinnige Angst davor, in den Aufzug am Eiffelturm in Paris zu steigen und malte mir die schrecklichsten Dinge aus. Danach bekam ich wahrhaftig einen Höhenflug und schlenderte die Stahltreppen ganz entspannt wieder runter. Ich habe Angst vorm Fliegen und schenkte meinem Freund im letzten Jahr trotzdem einen Helikopterflug über New York. Erst googelte ich alle Unfälle mit Helikoptern in den letzten zehn Jahren. Doch dann? Es stellte sich heraus, dass es sich wie auf Wolken anfühlte und eines der wundervollsten Gefühle auf der Welt ist.
Was ich damit sagen möchte?
Du kannst die Angst besiegen. Denn sie findet nur in deinem Kopf statt.
Ich weiß, ich weiß. Das klingt alles viel einfacher als es sich dann anfühlt. Und das tut es übrigens immer. Aber der Punkt ist, es liegt in deiner Hand. Vor kurzem wollte ich von dem neu gebauten Aussichtspunkt Wolkenhain gerne den Blick über Berlin genießen. Die Treppen des kunstvollen Gebildes waren jedoch leider offen und nach einer gewissen Höhe, spürte ich sie wieder. Die Angst. Ich fühlte mich schwerelos und fing an, kleine Tippelschritte voran zu gehen, während ich mich wie eine alte Frau am Geländer festhielt. Und genau da fiel es mir wieder ein: Angst ist sinnlos und hält mich von den schönen Dingen im Leben ab. Ich packte meinen Mut zusammen, ließ das Geländer los und sagte mir erneut, dass Angst sinnlos ist. Oben angekommen, genoss ich einen sagenhaften Ausblick.
Muss ich erwähnen, wie gut sich das anfühlte?
Es gibt keine Anleitung und auch kein Allheilmittel, aber es hilft sich seiner Angst bewusst zu werden und Stück für Stück daran zu arbeiten. Mir hilft es, bei einem Gefühl von Angst, sofort gegenzusteuern und mir vor Augen zu halten, dass die Gedanken irrational sind und was mich alles erwartet, wenn ich meine Angst besiege. Für das Bekämpfen einer großen Angst braucht es viele, kleine, einzelne Schritte. Aber jeder Schritt in die richtige Richtung hilft.
Du kannst deine Angst immer besiegen. Egal vor was und egal wie. Vielleicht nicht sofort und vielleicht auch nie ganz. Aber du kannst dich dagegen wehren. Es klappt jedoch nur, wenn du eines verstehst: du darfst keine Angst davor haben, glücklich zu sein.
Vor was habt ihr Angst? Arbeitet ihr daran, sie zu besiegen?